Penzance: Cornwall für Einsteiger

Die südwestlichste Grafschaft Cornwall mit ihren unzähligen Stränden gehört zu den beliebtesten Ferienregionen Englands. Natürlich ist es möglich, die gesamte Region innerhalb eines langen Urlaubs abzuklappern, doch viel sinnvoller ist es, sie in mehreren Reisen ausführlich kennenzulernen. Ein erstes gutes Ziel kann Penzance sein, die größte Stadt im äußersten Westen, die auch mit der Bahn zu erreichen ist.

Die Stadt Penzance selbst

Penzance liegt an der Südküste Cornwalls in der geschützten St. Mount’s Bay und besitzt selbst keinen Strand. Zwischen Hafen und der von Hotels gesäumten Promenade gibt es jedoch den außergewöhnlichen Jubilee Pool, ein großes mit Meerwasser gefülltes Schwimmbecken aus den 1930er Jahren, das zuletzt 2016 nach Sturmschäden gründlich renoviert wurde. Besonders angenehm: Das Wasser wird mit geothermischer Energie beheizt. Einen echten schönen Sandstrand gibt es nur einen kurzen Spaziergang entfernt östlich von Penzenance, den Marazion Beach. In der Hauptsaison sind Rettungsschwimmer vor Ort und wird ein umfangreiches Wassersportangebot mit Windsurfen und Kitesurfen angeboten.

Penzance lebte, wie die meisten Orte entlang der kornischen Küste über Jahrhunderte von der Landwirtschaft, Fischerei und nicht selten von der Piraterie und zählte im 19. Jahrhundert lediglich um die 3000 Einwohner. Mit der ersten direkten Bahnverbindung nach London ab 1867 setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung ein, da die örtlichen Bauern ihre frischen Waren einfacher ins restliche Land liefern konnte. Zugleich brachten die Züge die ersten Touristen in die für ihr mildes Klima bekannte Region. Dem Aussehen von Penzance tat dies leider nichts Gutes, denn viele uralte Häuser wurden zugunsten von Neubauten abgerissen. Zu den wenigen Sehenswürdigkeiten gehören die alte Markthalle und das Egyptian House mit seiner außergewöhnlichen Fassade in der Chapel Street. Penlee House ist eine Mischung aus Museum und Kunstgalerie, das die Geschichte der Region erzählt. Der Admiral Benbow Pub diente Stevenson angeblich als Vorbild der gleichnamigen Schmugglertaverne in seinem weltberühmten Piratenroman „Die Schatzinsel“.

St. Michael’s Mount

Einer der Hauptgründe, warum sich Penzance als Basis für eine erste Cornwall-Reise lohnt, ist die Nähe zu einigen der spannendsten Sehenswürdigkeiten. Am anderen Ende der St. Mount’s Bay, am Marazion Beach befindet sich St. Michael’s Mount, das kornische Gegenstück zum weltberühmten Mont Saint Michel in der Bretagne auf der anderen Seite des Kanals. Wie dieser ist auch St. Michael’s Mount eine von den Gezeiten abhängige Insel. Die bei Ebbe benutzbare Straße versinkt bei Flut im Meer. Dies sollten Besucher stets im Hinterkopf behalten.

Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit war der Klosterberg immer wieder heiß umgekämpft, ehe er 1659 an John St. Aubyn verkauft wurde, der im englischen Bürgerkrieg auf Seite der Parlamentarier gegen die Royalisten gekämpft hatte. Seine Nachfahren leben bis heute im Schloss auf der Insel, doch einige Bereiche des Schlosses stehen heute zur Besichtigung offen. Die Aussicht von St. Michael’s Mount über die Bucht und Penzance ist bei gutem Wetter traumhaft.

Land’s End

Der südwestlichste Punkt der britischen Insel ist ein beliebtes Ziel für Tagesausflügler. Wer es sich zutraut, der kann und sollte den Besuch mit einer größeren Fahrradtour verbinden. Der Land’s End Loop führt über insgesamt 48 Kilometer durch wunderschöne kleine Orte wie Mousehole, Penberth Cove und Porthcuno nach Land’s End und auf direkterem Weg wieder nach Penzance zurück.

Land’s End ist in erster Linie ein Touristenzirkus, wo Urlauber Schlange stehen, um sich vor dem Wegweiser fotografieren zu lassen, der nach John O’Groats (dem nordöstlichen Punkt der Insel) und nach New York verweist. Dazu gibt es die Aardman Experience mit berühmten Animationsfiguren wie Wallace & Gromit und Shaun the Sheep, ein 4D-Kino und das auf Kinder ausgerichtete interaktive Arthur’s Quest Abenteuer. Souvenirshops, Restaurants und Cafés fehlen ebenfalls nicht. Wer mit Kindern unterwegs ist, kommt ohnehin mit dem Auto und sollte entsprechend mehr Zeit einplanen. Für die Radtour ist es eher ein praktischer Zwischenstopp für eine Pause.

Wer kein Auto hat/mieten möchte und auch nicht radeln will, der kann ab Penzance auch den Land’s End Coaster nehmen, einen Bus mit offenem Oberdeck, der einmal pro Stunde verkehrt und verschiedene Hop-On-Hop-Off-Haltestellen anfährt.

Minack Theatre

Porthcurno und das Minack Theatre

Porthcurno ist ein Ort, der einen eigenen Ausflug ab Penzance wert ist. Der kleine Ort besitzt nicht nur einen wunderschönen Strand, sondern auch eine der bemerkenswertesten Einrichtungen von ganz England: Von hier wurden im 19. Jahrhundert die ersten Seekabel verlegt, zunächst nach Portugal und später nach Amerika und sogar Indien. Heute erzählt das Porthcurno Telegraph Museum die Geschichte des Telekommunikationsunternehmens Cable & Wireless und der frühen weltumspannenden Telegraphie überhaupt.

Bei gutem Wetter ist die etwa halbstündige Wanderung zum Logan Rock entlang der Küste zu empfehlen. Dieser rund 80 Tonnen schwere Stein liegt so locker auf, dass er theoretisch ins Meer gestürzt werden könnte. 1824 taten dies einige testosteronumnebelte Matrosen sogar, wonach sich die Einwohner bei der Navy beschwerte und der Stein wieder an seinen Stammplatz gehievt werden musste.

Ein weiteres Schönwetterziel ist das Minack Theatre, das wohl schönste Freilichttheater in ganz England in dramatischer Lage auf den Klippen von Porthcurno. Einziges Problem: Die Vorstellungen sind meist im Voraus schon ausverkauft. Wer also auf den Wetterbericht wartet, bekommt oft keine Tickets mehr. Abgesagt werden Vorstellungen nur bei extrem schlechtem Wetter und das will in Cornwall einiges heißen. Da heißt es dann warm anziehen und leiden. Alternativ kann das Theater auch einfach nur tagsüber im Rahmen einer Tour besucht werden, doch das Erlebnis einer Vorstellung an einem milden Sommerabend mit Blick auf das Meer (siehe oben) ist unschlagbar schön.

Weitere Ausflüge ab Penzance

Natürlich gibt es noch viele weitere lohnenswerte Ziele, die sich ab Penzance gut mit dem Auto oder Fahrrad erkunden lassen. Viele liegen am West Kernow Way, einem insgesamt 230 Kilometer langen Fahrradweg, der zu historischen Orten und malerischen Küstenabschnitten führt. So sind überall Steine aus der Bronzezeit verstreut wie der Steinkreis der Merry Maiden und die Megalithen von Mên-an-Tol mit einem durchlöcherten Stein, der wie ein Donut aussieht. Der Sage nach würden Frauen, die bei Vollmond sieben Mal rückwärts durch das Loch stiegen bald darauf schwanger…

Eine tolle Aussicht bietet Chûn Castle, ein keltisches Fort aus der Zeit vom dritten bis ersten Jahrhundert v. Chr., das heute nur noch aus weit verstreuten Steine besteht. Besser erhalten sind die eisenzeitlichen Siedlungen Chysauster und Carn Euny mit seiner von Menschen angelegten Höhle.

So lassen sich schon im westlichsten Zipfel Englands einige spannende Tage verbringen. Wer mag, kann außerdem von Penzance aus mit der Fähre zu den Scilly-Inseln übersetzen (die einfache Fahrt dauert jedoch 2 Stunden 45 Minuten) und weitere beliebte Orte besuchen, die in anderen Texten noch vorgestellt werden.

Wie komme ich nach Penzance?

Mit dem Auto sind etwa fünf bis sechs Stunden Fahrt ab London oder der Südküste. Wesentlich entspannter und ein kleines Abenteuer für sich ist der Night Riviera Sleeper von Great Western Railways, einer der letzten Nachtzüge der britischen Insel. Der Zug startet um 23.45 Uhr ab Londpn Paddington und kommt um 7.50 Uhr in Penzance an. Dabei ist jedoch zu beachten, dass er ab Plymouth (Ankunft 5.22 Uhr!) immer häufiger hält und an Schlaf kaum noch zu denken ist.

Die Rückfahrt beginnt um 21.45 Uhr in Penzance und endet um 5.19 Uhr in Paddington, wobei Great Western Railways Passagiere gnädigerweise etwas länger schlafen lässt. Der Zug muss erst um 6.45 Uhr endgültig verlassen werden.

Je nach Saison kostet ein Bett in der Einzelkabine zwischen £59 und £135 und zwei Betten in der Doppelkabine insgesamt £79 bis £195. Frühstück ist im Preis enthalten. Logischerweise sind die Preise in der Sommersaison höher als im Winter und an den Wochenendtagen (Freitag und Sonntag) höher als unter der Woche. Natürlich gibt es auch günstige „normale“ Sitze für alle Hartgesottenen, die wie im Flugzeug im Sitzen schlafen können und wollen und natürlich die Möglichkeit, tagsüber zu fahren.

In Penzance selbst gibt es eine ganze Reihe von Hotels von Ketten wie Premier Inn bis zu gemütlichen inhabergeführten Unterkünften wie dem Long Boat Inn, sowie unzählige Bed & Breakfasts, Ferienwohnungen und Campingplätze in der Umgebung. Da ist für jedes Budget etwas Passendes dabei.

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