Hampton Court Palace: Prachtbau an der Themse

Anders als viele europäische Hauptstadt besitzt London kein einzelnes prächtiges Königsschloss im Stadtzentrum, das zur Besichtigung offen steht. Wer auf den Spuren der Monarchie wandeln will, der muss schon in den Zug steigen und gen Westen fahren. Hier warten zwei der berühmtesten Schlösser auf Gäste – Windsor Castle und Hampton Court Palace, der Palast des legendären Tudor-König Henry VIII.

Die Geschichte von Hampton Court Palace

Im späten Mittelalter gehörte das Areal an der Themse dem Johanniterorden, der während der Kreuzzüge im Heiligen Land entstanden war. 1514 erwarb Thomas Wolsey, zu diesem Zeitpunkt Erzbischof von York und nur ein Jahr später zum Kardinal ernannt, das Gelände, um für sich einen neuen Palast zu errichten. Er war engster Vertrauter und Lordkanzler des 1505 an die Macht gekommenen jungen Königs Henry VIII, für den er auf seinem neuen Anwesen Gästezimmer errichten ließ.

Allerdings kam es schon bald zum Zerwürfnis zwischen dem König und seinem katholischen Kardinal, als dieser keine Scheidung für ihn von seiner ersten Ehefrau Katharina von Aragon erwirken konnte. Henry übernahm das Anwesen und baute es zu einem prächtigen Königspalast aus, in dem über 1000 Leute wohnen konnten.

Die Räume aus dieser Zeit bilden heute den Kern von Hampton Court Palace. Alleine die riesigen Küchen zeugen von der Größe des königlichen Hofstaats, der täglich verpflegt werden wollte. Gefeiert wurde in der bis 1535 errichteten großen Festhalle mit ihrem beeindruckenden Holzdach.

Zu den weiteren Highlights aus dieser Epoche gehören die  prachtvolle astronomische Uhr über dem Haupteingang und die Tennishalle, in der schon Henry VIII selbst den Schläger schwang. Die Halle wird übrigens auch heute noch von einem aktiven Tennisclub genutzt.

Die weitere Entwicklung des Palastes

Auch nach dem Tod von Henry VIII wurde Hampton Court Palace weiter genutzt, zunächst von seiner Tochter Elizabeth I und anschließend von den Stuarts. Allerdings wandelten sich die architektonischen Trends. Charles II, der nach dem Ende des englischen Bürgerkriegs und der Restauration auf den Thron kam, fand keinen Gefallen mehr an dem mittlerweile veralteten Gebäude und blieb wie auch sein Nachfolger James II lieber in London.

Erst als Mary II mit ihrem holländischen Gatten William III gemeinsam an die Macht kam, ließ sie den Palast nach dem Vorbild von Versailles gründlich von Sir Christopher Wren renovieren und neue Flügel anbauen. Dabei gingen leider die Wohnbereiche der Tudors verloren. Stattdessen entstanden neue königliche Appartements rund um den neuen Fountain Court genannten Innenhof, die heute besucht werden können. Auch ein bei Versailles abgekupferter Spiegelsaal fehlt nicht.

Mit den aus Hannover auf die Insel geholten Georges endete die Geschichte von Hampton Court Palace als königlicher Palast. Das letzte Königspaar, das ihn noch aktiv nutzte, waren George II und seine Frau Caroline von Ansbach, deren Räume ebenfalls zur Besichtigung offen stehen.

Der Besuch von Hampton Court Palace

Der Besuch von Hampton Court Palace ist leider wie bei so vielen historischen Sehenswürdigkeiten in England extrem teuer (£26.10 für Erwachsene, £13.00 für Kinder) plus Anfahrt, doch es lohnt sich. Zu den vielen Highlights gehören die Große Festhalle und die Küchen aus der Tudor Zeit, sowie die Haunted Gallery, in der angeblich heute noch der Geist von Henry’s fünfter Ehefrau Katharine Howard (die wie vor ihr Anne Boleyn den Kopf verlor) umgeht, und um Gnade fehlt.

Die königliche Kapelle (Chapel Royal) wurde bereits 1530 von Henry VIII errichtet und wird bis heute für Messen genutzt. Auf einer Seite ist eine Nachbildung von Henrys Königskrone zu sehen. Tipp: Es ist sinnvoll schon zu Beginn des Besuchs von Hampton Court Palace in Erfahrung zu bringen, ob und wann an diesem Tag Messen geplant sind, um diese Zeiten zu vermeiden.

Kunstfreunde dürfen die Cumberland Art Gallery nicht verpassen, in der zahlreiche Gemälde der königlichen Sammlungen ausgestellt sind. Eine eigene Galerie beherbergt die neun Bilder umfassende Serie „The Triumphs of Caesar“ des italienischen Renaissance-Malers Andrea Mantegna.

Luftbild Hampton Court Palace

Die Gärten und das Labyrinth

Die Außenbereiche des Palastes aus dem 18. Jahrhundert sind eine Sehenswürdigkeit für sich. Der Privy Garden, der als Privatgarten für William III angelegt wurde, ist eine direkte Kopie der Gärten von Versailles. Er grenzt an den Great Fountain Garden mit seinem namensgebenden Springbrunnen, der halbkreisförmig von einem Kanal eingeschlossen wird (siehe oben).

Nördlich des Palastes schließen sich weitere Gärten wie der Kitchen Garden mit Gemüse und Küchenkräuter und der auf Kinder ausgerichtete Magic Garden an. Ein berühmtes Highlight von Hampton Court Palace ist das Labyrinth ganz am nördlichen Ende des Parkgeländes.

Bei guten Wetter und entsprechender Kondition lässt sich der Spaziergang außerhalb des Palastgeländers weiter fortsetzen, zum Beispiel bis zur Themse-Brücke in Kingston bis zum dortigen Bahnhof oder am Diana-Brunnen vorbei zum Bahnhof Hampton Wick.

Anreise nach Hampton Court Palace

Hampton Court Palace liegt ein ganzes Stück westlich von London direkt an der Themse und besitzt einen eigenen Bahnhof namens Hampton Court im Ort Molesey. Die Züge fahren vom Londoner Bahnhof Waterloo alle 30 Minuten in die südwestlichen Vororte von London und die Fahrt dauert normalerweise 36 Minute. Da Hampton Court noch zum Londoner Tarifgebiet gehört, kann hier die Oyster Card genutzt werden. Die einfache Fahrt kostet £7.80 Off-Peak.

Vorsicht: In den Sommermonaten wird oft die romantische Anfahrt mit dem Schiff beworben, aber die einfache Fahrt dauert vom Londoner Stadtzentrum aus gut vier Stunden! Wer wie einst Henry VIII mit dem Boot nach Hampton Court Palace anreisen möchte, der fährt am besten mit dem Zug nach Kingston-upon-Thames. Vom dortigen Schiffsanleger dauert die Bootsfahrt nach Hampton dann nur noch eine dreiviertel Stunde.

Wie es sich für eine Top Sehenswürdigkeit gehört, ist für Verpflegung bestens gesorgt. Im Palast selbst gibt es das Privy Kitchen Café, in dem sich einst die Küche von Queen Elizabeth I befand. Hier werden unter anderem Suppen und Pasteten nach Tudor-Rezepten angeboten. Sehr nett ist das Tiltyard Café in den Gärten mit großer Außenterrasse. Daneben gibt es zahlreiche Restaurants außerhalb des Geländes, darunter am Bahnhof und hinter dem Nordausgang.

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