Auf den Spuren von Jane Austen

Was mir in Großbritannien immer wieder auffällt, ist die allgemeine Hochachtung, die klassischen britischen Autoren entgegengebracht wird. Ob Shakespeare, dessen Namen untrennbar mit Stratford-on-Avon verbunden ist, die Brontë-Schwestern, Charles Dickens oder Jane Austen: Jeder kennt ihre Namen und ihre größten Werke, die regelmäßig neu verfilmt werden.

Dies unterscheidet England in meinen Augen ganz erheblich von Deutschland, wo große Namen wie Goethe, Schiller oder die Manns nur mit quälenden Stunden im Deutschunterricht verbunden werden, wenn überhaupt. In einer kleinen Serie möchte ich einige der bekanntesten Autor/innen der Insel vorstellen und die Orte, die mit ihnen in Verbindung gebracht werden.

Jane Austen, die Pfarrerstochter aus Hampshire

Jane Austen

Kaum eine Schriftstellerin wurde von den Briten so sehr ins Herz geschlossen wie Jane Austen, die seit 2017 sogar die neuen englischen 10 Pfund-Noten ziert. Ihre scharfzüngigen Romane über den englischen Landadel im späten 18. Jahrhundert sind Kult, insbesondere das zigmal verfilmte „Pride and Prejudice“ (Stolz und Vorurteil), das Colin Firth in den 90er Jahren zum unverhofften Sexsymbol der Nation werden ließ.

Jane Austen wurde 1775 in Steventon, Hampshire, geboren, wo ihr Vater als Rektor tätig war. Die St. Nicholas Church  aus dem 12. Jahrhundert, in der auch Jane zahllose Gottesdienste besuchte, steht bis heute fast unverändert am Stadtrand, doch das Haus, in dem sie die ersten 25. Jahre ihres Lebens verbrachte, wurde von ihrem Bruder demoliert, um einen Neubau zu errichten.

Jane Austen in Bath

Als sich ihr Vater 1801 zur Ruhe setzte, zog er mit seiner Familie nach Bath, das in jener Epoche der absolute Hotspot für den englischen Adel war. Bath mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten ist einen eigenen Text als Ausflugsziel wert. Die Familie lebte zunächst im Haus Nr. 4, Sydney Place und später nach dem Tod des Vaters in Nr. 25, Gay Street.

Zwar wohnte Jane nie in der Hausnummer 40 in der gleichen Straße, doch hier befindet sich heute das Jane Austen Centre, das das Leben der Autorin in Bath schildert und das Pilgerziel für Fans schlechthin ist. Die Assembly Rooms, in denen die glanzvollen Bälle der Regency stattfanden (an denen Jane selbst teilnahm und viele ihrer fiktiven Heldinnen) können heute ebenso besichtigt werden wie der Pump Room, der Teil der Römischen Bäder ist.

Über Southampton nach Chawton

Von Bath zog es die Austens zunächst nach Southampton, wo Jane’s Bruder Frank mit seiner Frau lebte. Wie es damals (leider) so üblich war, mussten sich die männlichen Verwandten um ihre unverheirateten und verwitweten weiblichen Familienmitglieder kümmern, in diesem Fall Jane’s Mutter, Jane selbst und ihre Schwester Cassandra.

Als Frank und seine Frau 1808 auf die Isle of Wight zogen, sprang der adoptierte Edward in die Bresche, der als Erbe reich geworden war und in Chawton Great House in Hampshire residierte. Seinen mittellosen weiblichen Verwandten bot er die Cottage seines Managers als mietfreie Unterkunft an.

In Chawton Cottage vollendete Jane schließlich ihre größten Werke „Pride and Prejudice“ und „Sense and Sensibility“, die 1811 und 1813 veröffentlicht wurden, und schrieb „“Mansfield Park“, „Emma“ und „Persuasion“, ihr letztes Werk. Chawton Cottage ist heute ein Museum, das den wohl besten Einblick in das Leben und Werken von Jane Austen ermöglicht. Wer nicht mit dem eigenen Auto fährt, kann mit dem Zug von London (Waterloo) bis zum Bahnhof Alton fahren. Von dort sind es gut drei Kilometer zu Fuß nach Chawton.

Jane Austen’s letzte Ruhestätte: Winchester Cathedral

Jane Austen’s letzte Ruhestätte

1817 erkrankte Jane schwer und zog nach Winchester, um sich dort behandeln zu lassen. Leider vergeblich: Die Königin der Regency-Romanzen verstarb am 18. Juli 1817 im Alter von 41 Jahren, ohne je wie ihre Heldinnen in den Armen eines Mr Darcy gelandet zu sein.

Sie wurde in der Kathedrale von Winchester beerdigt, wo sie sich in der Gesellschaft der frühen angelsächsischen Könige und der Bischöfe von Winchester befindet. Auch Englands angelsächsische Hauptstadt ist einen eigenen Tagesausflug wert.