Oxford: Die berühmteste aller englischen Universitätsstädte

Oxford wird manchmal alleine als Synonym für englische Eliteuniversitäten verwendet, oder noch häufig gemeinsam mit dem großen Rivalen Cambridge zu Oxbridge zusammengefasst. Das hübsche verträumte Städtchen lässt sich als Tagesausflug von London aus besuchen, doch eine Übernachtung lohnt sich, um ausreichend Zeit für alle Sehenswürdigkeiten zu haben.

Die älteste Universität der englischsprachigen Welt

Oxford entstand bereits im 10. Jahrhundert als angelsächsische Siedlung unter dem Namen Oxnaford, weil an dieser Stelle Ochsen über eine Furt die Themse durchqueren konnten. Schon 1096 wurde Oxford erstmals im Zusammenhang mit Studien erwähnt und im 12. Jahrhundert entstand die erste Universität. Auch die Zersplitterung in verschiedene Colleges begann schon früh, da unterschiedliche Ordensgemeinschaften wie die Franziskaner und die Karmeliten jeweils eigene Lehrinstitute betrieben. Auch weltliche Adelige stifteten Colleges, darunter John de Balliol, der 1263 das bis heute berühmte Balliol College gründete, an dem mehrere englische Premierminister und zahlreiche Nobelpreisträger studierten. Aus der gleichen Epoche stammen University College (1249) und Merton College, viele andere würden noch folgen.

Relativ jungen Datums ist Christ Church College, das erst 1546 von Henry VIII. gegründet wurde und das in unzähligen Filmen zu sehen war. Der Tom Quad(rangle) genannte Innenhof ist der größte dieser Art in Oxford und die Christ Church Cathedral ist die Hauptkirche der anglikanischen Diözese von Oxford. Noch berühmter ist heute der große Speisesaal (Great Hall), der in der Verfilmung der Harry Potter Romane als Drehort für den Speisesaal von Hogwarts diente. Zumindest vor einigen Jahren gab es hier noch lange Warteschlangen, ob dies heute noch so ist, kann ich nicht beurteilen. Es sind jedoch vermutlich nicht nur Harry Potter Fans, die die Chance zur Besichtigung nutzen. Anders als in Cambridge, wo auch Ortsfremde zwischen den Universitätsgebäuden herumschlendern dürfen, gibt sich Oxford nämlich allgemein sehr verschlossen und der Zutritt zu fast allen Colleges ist verboten.

Die Sehenswürdigkeiten von Oxford

Zum Glück gibt es in der „City of Dreaming Spires“, so der offizielle Spitzname von Oxford, noch einiges mehr zu sehen. Besonders lohnenswert ist das kostenlose Ashmolean Museum, das zweitälteste Universitätsmuseum der Welt. Es wurde 1678 erbaut, nachdem Elias Ashmole sein Kuriositätenkabinett der Universität vermacht hatte. Heute umfassen die Ausstellungen neben Gemälden und Zeichnungen einzigartige Sammlerstücke wie die Todesmaske von Oliver Cromwell, die Laterne, die Guy Fawkes mit sich herumtrug, als er 1605 das Parlament in die Luft jagen wollte und das Alfred Jewel aus der Zeit des letzten großen angelsächsischen Königs Alfred The Great. Weitere sehenswerte Museen sind das University Museum of Natural History mit vollständigen Skeletten des Tyrannosaurus Rex und des Dodo, sowie das Pitt Rivers Museum.

Die meisten ausländischen Besucher verbinden mit Oxford außerdem nur die Universität, wissen aber wenig über die Geschichte der Stadt selbst. Dafür lohnt sich ein Besuch des Museum of Oxford und der Ruine von Oxford Castle. Die Burg wurde im Mittelalter als normannische Festung erbaut und ist mit einer schönen Legende um Kaiserin Matilda verbunden. Die Tochter und Alleinerbin von Henry I. führte mit ihrem Cousin Stephen einen erbitterten Bürgerkrieg um ihren Thron und wurde von ihm und seinen Truppen in der Burg belagert. In einer eiskalten Winternacht schlich sie sich ganz in Weiß gekleidet unsichtbar durch die verschneiten Gärten und entkam über einen zugefrorenen Bach. Während des englischen Bürgerkriegs diente Oxford den Royalisten als Hauptquartier und die Burg wurde diesmal von den Parlamentariern belagert und bei Kämpfen teilweise zerstört. Anschließend diente Oxford Castle noch bis ins 20. Jahrhundert als Gefängnis. Heute kann die Anlage größtenteils besichtigt werden.

Ein Paradies (nicht nur) für Leseratten ist Blackwell’s Book Shop in der Broad Street mit dem größten Verkaufsraum für Bücher weltweit. Die Regale im 930 Quadratmeter großen Norrington Room sind insgesamt fünf Kilometer lang und umfassen rund 160.000 Bücher.

Ein Tipp: Die beste Möglichkeit, Oxford kennenzulernen, sind geführte Spaziergänge und hier wiederum lohnen sich ganz besonders die von echten Studierenden angebotenen Touren. Sie führen an den Universitätsgebäuden vorbei zu bekannten Gebäuden wie der kreisrunden Radcliffe Camera, dem Sheldonian Theatre und der Seufzerbrücke und dabei erzählen die Studenten natürlich auch gerne vom Universitätsleben. Auch wenn diese Rundgänge offiziell kostenlos sind, gehört es natürlich zum guten Ton, die Studierenden mit einem Trinkgeld zu belohnen.

Weitere Tipps zu Oxford

Wer meint, er könnte die horrenden Hotelpreise in London mit einer Nacht in Oxford mindern, der sieht sich getäuscht. Auch in der Universitätsstadt werden saftige Preise verlangt. Auch Zugtickets sind alles andere als billig und kosten schon als Spartarif ab £20-25 aufwärts. Spontan am gleichen Tag gekaufte Fahrkarten kosten sogar £45 – für die einfache Fahrt, wohlgemerkt.

Weit günstiger sind Busse. Die legendäre Studentenlinie X90 zwischen Oxford und London wurde 2020 nach fast hundert Jahren eingestellt, doch verschiedene private Busbetriebe wie National Express und Megabus verkehren natürlich noch immer zwischen den beiden Städten.

Wie es sich für eine Studentenstadt gehört, gibt es in Oxford natürlich zahlreiche Pubs und Bars. Der wohl berühmteste Pub der Stadt ist The Eagle and Child in der St. Giles Street. In dem seit 1650 betriebenen Lokal trafen sich in den 1930er Jahren einige junge Autoren zum gemeinsamen Austausch und nannten sich The Inklings. Zwei von ihnen sollten später als Fantasy-Autoren berühmt werden: J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis, die hier erstmals aus ihren späteren Meisterwerken „Herr der Ringe“ und den „Narnia-Chroniken“ vorlasen. Nicht minder sehenswert sind The Bear Inn aus dem Jahr 1242 (!) mit seiner Krawattensammlung und The Crown, wo schon William Shakespeare auf dem Weg zwischen London und Stratford-on-Avon regelmäßig Pause machte.