Shopping in der Oxford Street – Himmel und Hölle

Die Oxford Street und Shopping sind in London synonym. Seit Jahrzehnten ist die fast zwei Kilometer lange Straße beliebtes Ziel für Einheimische und Touristen und zählt jährlich etwa eine halbe Million Besucher.

Seit 1972 ist die Oxford Street für den privaten Autoverkehr gesperrt, während Busse und Taxen weiterhin passieren dürfen. Immer wieder wird darüber diskutiert, die Oxford Street zu einer Fußgängerzone umzuwandeln, doch bislang ohne Erfolg. Der aktuelle Bürgermeister Sadiq Khan hat nun wieder einmal angekündigt, die Oxford Street bis 2020 zur Fußgängerzone zu machen – bleibt abzuwarten, was daraus wird.

Shopping in der Oxford Street von West nach Ost

Grob gesagt wird die Oxford Street in ihrem Verlauf von West nach Ost immer schäbiger, auch wenn sich ganz im Westen bei Marble Arch eine riesige Filiale der irischen Billigkette Primark angesiedelt hat. Kurz dahinter folgt bereits das berühmte Kaufhaus Selfridges, das in jedem Reiseführer steht und vor allem teure Designermarken anbietet.

Ihm schlossen sich bis vor kurzem große Kaufhausketten wie Debenhams und John Lewis an, die jedoch der Corona-Pandemie zum Opfer fühlen. Was aus den jetzt geschlossenen mehrstöckigen Kaufhäusern wird, ist derzeit noch unklar. Zwischen Oxford Circus und Wardour Street befindet sich der meinesachtens lohnenswerteste Abschnitt der Oxford Street, mit zahlreichen Modeketten wie H&M, Zara, Mango, Top Shop, River Island, Next, UniQlo und Urban Outfitters.

Dabei ist es nie weit zu gemütlichen Lokalen in den Nebenstraßen für eine längere Pause. Der letzte Abschnitt zwischen Wardour Street und Tottenham Court Road wurd ein den letzten Jahren von schäbigen Billigläden dominiert. Mit der Eröffnung der Crossrail-Station Tottenham Court Road dürfte dieser Abschnitt jedoch (hoffentlich) bald eine Aufwertung erfahren.

Jenseits der Oxford Street: Shopping in den Nebenstraßen

Great Marlborough Street in London UK.

Besser ist derzeit, an der Wardour Street wieder kehrt zu machen und am Oxford Circus in die Regent Street einzubiegen. Entlang dieser Prachtstraße, die zum Piccadilly Circus führt, liegen vor allem höherpreisige Geschäfte, darunter ein riesiger Apple Store und Hamley’s, der nach eigenen Angaben größte Spielzeugladen der Welt, in dem es auf allen Etagen surrt, brummt und knattert.  Für Kinder ein Paradies, für Eltern wohl eher die Hölle.

Auf der Ostseite geht es über die Great Marlborough Street zum Kaufhaus Liberty, das für seine falsche Tudor-Fassade bekannt ist, und in die Carnaby Street, die noch immer vom Ruhm der Swinging Sixties zehrt. Zwar haben sich auch hier einige Ketten breit gemacht, doch dazwischen gibt es noch immer originelle Shops wie den Schuhladen Irregular Choice mit seinen ungewöhnlichen Modellen zu entdecken. Ein Blick in die kleinen Nebenstraßen lohnt sich immer.

Westlich der Regent Street beginnt das Nobelviertel Mayfair und geht es in den Nebenstraßen bis zur Bond Street entsprechend mondäner zu. Eine der bekanntesten Nebenstraßen in diesem Viertel ist die Savile Row, in der Schneider die britische Upper Class seit Jahrhunderten mit maßgeschneiderten Anzügen versorgen.

Eine Kurzgeschichte der Oxford Street

Warum trägt die Oxford Street ihren Namen und seit wann sind Oxford Street und Shopping Synonyme? Tatsächlich existierte die heutige Oxford Street bereits vor 2000 Jahren als Teil der römischen Via Trinobantina, die von Camulodunum (Colchester) über London nach Calleva Atrebatum (bei Silchester in Hampshire) verlief.

Im Mittelalter hieß sie Tyburn Road nach dem gleichnamigen Fluss und dem damals noch eigenständigen Dorf Tyburn, das dort stand, wo sich heute Marble Arch befindet. Der Name Oxford Street stammt nicht – wie meist angenommen – daher, dass die Straße einst nach Oxford führte. Der Earl of Oxford kaufte im frühen 18. Jahrhundert große Landflächen zwischen Tyburn und der City of London und begann die Tyburn Road auszubauen. Schon bald wurde die Straße als Oxford Street bekannt.

Schon im 18. Jahrhundert wurde auf der Oxford Street einiges an Entertainment geboten. James Wyatt entwarf den 1772 eröffneten Pantheon, dessen Kuppel sich am Vorbild in Rom interessierte, aber als Veranstaltungsort für Bälle, Empfänge und Theater genutzt wurde. Heute steht an dieser Stelle das Kaufhaus Marks & Spencer, das sich offiziell „Oxford Street Pantheon Branch“ nennt.

Im frühen 19. Jahrhundert begann schließlich das Zeitalter der Kommerzialisierung. Erst kamen die Einzelhändler und Handwerker, später folgten die Kaufhäuser. Die britische Fernsehserie „Mr Selfridges“ erzählt die Geschichte des Amerikaners Harry Gordon Selfridge, der 1909 das erste große Kaufhaus überhaupt erbaute und so die moderne Shopping-Kultur einläutete.

Alternativen zum Shopping auf der Oxford Street

Für Touristen ist ein Besuch der Oxford Street zum Shopping meist ein Muss – zumindest für Erstbesucher. Sicher ist ein Bummel entlang der Straße und der Nebenstraße immer lohnenswert, doch das Gedränge auf den Bürgersteigen und in beliebten Geschäften kann nerven.

Insbesondere in der Vorweihnachtszeit ist Shopping auf der Oxford Street eher Hölle als Himmel. Ich persönlich würde für echtes Shopping eher die meisten Westfield Malls in Shepherd’s Bush und Stratford wählen, die weit weniger überfüllt sind.